Ein halbes Jahr ist es her, dass ich bei Frau Miez ein erstes Fazit über das Leben mit zwei richtig kleinen Kindern gelesen habe. Und ich weiß noch so genau, wie ich mich damals fragte, wie mein eigenes Leben in Zukunft wohl aussehen würde. Hörte ich doch von so gut wie jeder Seite eher warnende Worte, wenn nicht sogar Beileidsbekundungen ob der Anstrengungen, die mich da erwarteten.
Wie ist es denn nun tatsächlich, unser Leben zur Zeit?
Milena ist 21 Monate alt, Arjen nun schon fast drei. Anderthalb Jahre liegen ziemlich genau zwischen den beiden. Und ich muss sagen, auch wenn das vermutlich reichlich unglaubwürdig klingt, aber ich finde das Leben mit zwei kleinen Kindern so viel leichter als das mit nur einem.
Natürlich ist Arjen ein wahnsinnig liebes und wirklich pflegeleichtes Baby. Er ist so genügsam, so leicht glücklich zu machen. Oft genügt ein Blick in seine Richtung, um ihm ein breites Babylächeln aufs Gesicht zu zaubern, und er lässt sich tatsächlich zum Beispiel durch Streicheln oder durch ruhiges Zureden beruhigen, wenn ihn doch einmal etwas zwackt. Das wäre bei der kleinen Wachtel damals undenkbar gewesen, da halfen nur die Brust oder das Tragetuch. Aber mein Winterkind scheint ein gelassener, in sich ruhender Charakter zu sein, der genau spürt, dass ich ihm nicht hundert Prozent meiner Aufmerksamkeit schenken kann, weil die kleine Wachtel auch noch irgendwo herum turnt.
Vielleicht sind wir selbst aber auch gelassener als vor anderthalb Jahren (obwohl ich uns schon damals für recht entspannte Eltern hielt) und bestimmt kommt mir das Leben mit Arjen auch deshalb so leicht vor, weil ich mich in Erinnerung an Milenas Babyzeit auf viel, viel mehr Stress und Anstrengung eingestellt hatte.
Und, anders als in den ersten Monaten nach Milenas Geburt, heißt mein Motto in den heutigen Tagen “Entschleunigen”. Ich muss nicht mehr jeden Babytreff mitmachen, lade auch nicht mehrmals die Woche Freundinnen zum Kaffee ein und ich überlege mir drei- und viermal, ob ich heute wirklich in die Stadt fahren muss oder ob sich das nicht aufschieben lässt. Ich genieße es tatsächlich, mit den beiden zu Hause zu bleiben und einen gemütlichen Nachmittag zu verbringen.
Böse Zungen könnten natürlich unken, dass die kleine Wachtel ja weiterhin zur Tagesmutter ginge und ich deshalb ja vier entspannte Vormittage die Woche habe. Ja – stimmt! Und wieso auch nicht? Sie hat dort so viel Freude, für mich bedeuten diese Stunden Entspannung und auch unser Sohn genießt es, wenn ich ihm mehr Aufmerksamkeit schenken kann. Eine Win-Win-Win-Situation, sozusagen. Es bedeutet aber auch, dass ich an jedem dieser Tage über eine Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, auf dem Hinweg nur mit Baby, auf dem Rückweg mit Baby und Kleinkind. Und dass diese Busfahrten nicht immer ein Grund zur Freude sind, ist ja leider hinreichend bekannt.
Wir sind also viel zu Hause im Moment. Tun dort nicht viel. Die kleine Wachtel spielt mit ihrem Lego, oder wir lesen etwas oder machen Hausarbeit gemeinsam (ich räume ein – sie räumt aus), während Arjen den Großteil seiner wachen Zeit unter dem Spieltrapez verbringt und sich alles anguckt. Wenn mein Winterkind hungrig wird oder unruhig, stille ich ihn. Die kleine Wachtel scheint das zu verstehen – sie bedrängt mich dann nicht, lässt uns Zeit und beschäftigt sich einfach mit etwas anderem. Genauso kommt es mir manchmal so vor, als würde Arjen es verstehen, wenn ich ihn rasch zur Seite lege, weil Milena sich gerade weh getan hat und gehalten werden muss. Es ist verrückt – die beiden sind so winzig, aber haben schon so feine Antennen füreinander. Toll ist das!
Die Begeisterung der kleinen Wachtel für ihren Bruder hat in den letzten Wochen allerdings etwas abgenommen. Nach wie vor ist sie hingerissen von ihm, will viel Händchen halten und Küsse verteilen, aber eben nicht mehr den lieben, langen Tag lang. Rücksichtsvoll ist sie aber nach wie vor. Manchmal legt sie den Finger an die Lippen und fängt an zu flüstern, wenn er schläft. Sie ist einfach sehr zärtlich und lieb zu ihm. Bis auf das eine Mal, als sie sich auf seinen Kopf stellen wollte.
Unser Leben verläuft also tatsächlich recht entspannt zur Zeit. Überhaupt kommt es mir so vor, als würden Dinge, um die wir damals einiges an Aufhebens gemacht haben, heute viel leichter, selbstverständlicher von der Hand gehen. Der wöchentliche Großeinkauf wird zum Beispiel in der Regel von einem von uns mit Milena zusammen erledigt – mit Leichtigkeit. Früher hätten wir sie daheim gelassen und es rasch allein erledigt, um allen Stress zu ersparen, und heute ist es überhaupt nicht mehr das geringste Problem, sie einfach mitzunehmen. Und andere Dinge widerum gestalten wir uns selbst viel einfacher. Beispielsweise kochen wir Arjens Schnuller nicht aus, von Anfang an nicht. Das Bonner Wasser ist hervorragend und es genügt vollkommen, sie damit kurz abzuwaschen. Eine Kleinigkeit nur, natürlich, aber eine Kleinigkeit nach der anderen, die sich alle summieren und so einiges zum angenehmen Grundgefühl beitragen.
Es ist schon erstaunlich, wie sehr wir uns in den letzten anderthalb Jahren verändert haben. Und wie sehr unser Winterkind uns nun noch einmal verändert hat. Wie man sich selbst überdenkt, neue Wege entdeckt und wie langsam aber sicher alles, was direkt nach der Geburt noch eher nach Chaos aussah, wieder ins Lot kommt. Wie viel Selbstsicherheit einem ein so kleines Wesen schenken kann und wie sehr man mit ihnen wächst.
Mein ganz persönliches Fazit also: Ich finde es toll, würde es jederzeit wieder so machen. Der Gedanke, zwei Windelkinder zu haben, schreckt mich nicht ab. Im Gegenteil, ich denke als erstes: Ist doch klasse, dann hat man die Windelzeit insgesamt schneller herum als mit größerem Altersabstand. Man ist insgesamt schneller wieder flexibel, hat schneller wieder ein paar Freiheiten für sich selbst. Und nebenbei ist es außerdem richtig klasse, zwei so kleinen Würmchen beim gemeinsamen Aufwachsen zusehen zu dürfen. Noch können die beiden ja noch nicht richtig miteinander spielen, aber ich freue mich schon sehr darauf, wenn es soweit ist.
Und wenn man mich fragt, wie es nun weiter geht? Ich tönte doch immer so groß von den fünf Kindern, die ich mir wünschte. Immernoch? Oder bin ich derzeit bedient mit den beiden?
Ich muss nicht darüber nachdenken. Ich würde sofort, wirklich sofort, ein drittes nehmen. Es wäre allerdings großartig, wenn es vom Himmel einfach direkt in meine Arme fallen könnte, so ganz ohne Schwangerschaft und Schneckenmodus und Wehwehchen und allem. Aber wenn ich eine Prognose abgeben müsste, würde ich mal ganz vorsichtig behaupten, dass ich das doch nochmal in Kauf nehmen würde. (3 unter 3 schaffen wir aber vermutlich nicht. :-))
Mir ging/geht es ganz genauso. Das Leben mit 2 Kindern ist soviel einfacher, als mit einem, wieso auch immer. Und auch ich nähme sofort ein Drittes.
Ich bin sehr erleichtert das zu lesen. Irgendwie geistert in meinem Kopf bei jeder schwierigen Situation diese typische Frage herum: “Wie würde ich das mit noch einem Baby machen?”
Also vielen Dank fürs Mut machen. Wer weiß wann es hier Geschwister gibt 😉
Es ist schön, wie Du das beschreibst! Ich werde oft so ungläubig angeschaut, wenn ich sage, daß ich die Zeit mit zwei ganz kleinen Kindern nicht super stressig fand, im Gegenteil.
Bei uns wurden aus zwei unter zwei dann drei unter vier – und Nr. 3 war und ist das Sahnehäubchen obendrauf :-)))
Entschleunigen hilft im Alltag auf jeden Fall, dazu eine gute Organisation und einfach eine große Freude an den Kindern. Weiterhin viel Freunde miteinader und aneinander!
Liebe Grüße,
Karen
Freunde ist auch nicht schlecht, aber es sollte natürlich Freude heißen! 😉
LG, Karen
Ach, das klingt doch wunderbar! Und warum sollte Milena nicht zur Tagesmutter? Das gehört doch mit zu dem Dorf, das ein Kind großzieht. Steht doch nirgendwo, dass eine Mutter alles allein stemmen muss! (und wenn man dann drei hat – bei uns waren es drei unter fünf 😉 – muss man sich immer noch fragen, ob nicht ein viertes das Leben noch einfacher machen würde ..*gg*
Zwei unter zwei haben wir leider nicht geschafft, die Natur wollte es wohl lieber so, dass zwischen den beiden großen 2 1/2 Jahre sind, und zwischen dem kleinen Kind und dem Krümel 2 3/4 Jahre…
Schön hast Du das alles beschrieben! Diesen Post finde ich wirklich, wirklich ganz besonders schön!
Ich finde Deine Überlegungen toll- was wollte ich, was will ich jetzt, wie hat sich alles entwickelt.
Und- ich finde mich in so vielem Wieder, dass ich beim Lesen lächelnd da gesessen habe.
Ach, und übrigens freue ich mich natürlich für Dich/Euch, dass das alles so entspannt ist 🙂
klasse 🙂 immer schön die ruhe weg haben, dann klappts auch mit dem 3. lachlach
nein ehrlich, find ich toll, deinen erfahrungsbericht.
ich sag ja im nachhinein: ich hätte lieber 3 jahre abstand zwischen den kindern gehabt. ich komme mir im nachhinein so, naja, überrollt vor. aber dann guck ich mir die 3 an, wenn sie zusammen zoo spielen und denk mir: nope. war schon gut so.
lg eva
Zwischen unserem Großen und dem zweiten liegen 2 1/2 Jahre. Mit dem zweiten und dem dritten hatten wir dann zwei unter zwei und als der vierte kam auch drei unter drei. Aber ganz ehrlich, unsere drei Kleinen haben ein super Verhältnis zueinander, und ich habe manchmal das Gefühl dass unser Ältester so ein bisschen die Aussenseiterrolle übernommen hat… Und wenn ich an die extreme Eifersucht denke mit der unser Erster zu kämpfen hatte als der zweite kam, da lobe ich mir doch drei unter drei. 🙂
Vier unter vier werden wir jedoch definitiv nicht mehr schaffen, obwohl das fünfte nicht generell ausgeschlossen ist.
Und auch meine drei “Großen” gehen in den Kindergarten, damit ich im Haushalt was geschafft kriege und der Kleiste auch nicht ganz zu kurz kommt.
Es tut Milena gut zur Tagesmutter zu gehen und deshalb würde ich mir auch von niemandem ein schlechtes Gewissen deshalb einreden lassen!
Ich lese hier jeden Tag, und ich bin sicher, dass du deine Sache richtig gut machst!
Liebe Grüße
*hach* 😀
Es ist einfach schön bei dir zu lesen, wie viel Freude ihr an und mit euren Kindern habt! Ich finde das richtig richtig schön!
Das klingt wundervoll und ich glaube Dir das es so ist … das klingt einfach nur sehr sehr glüclich und dankbar. Und der letzte Absatz, der … hach )
es klingt alles rund und richtig bei dir.
ich fand es persönlich mit zwei kindern schwerer, mit einem kind war alles easy-going und ich konnte nie verstehen, warum viele mütter jammerten und überfordert waren.
als mein zweiter kam, war alles schwierig, vielleicht lag es auch daran, dass ich hier weit weg in der ferne einfach auf mich total allein gestellt war, keine helfende oma hatte oder eine freundin, mit der ich mal abschalten konnte. es folgte burn-out. es ging mir bald besser, aber die babyzeit mit meinem sohn ist wie ein schwarzes loch, einfach weg.
das dritte kind war ein unfall und hat mich erst total aus der bahn geworfen. als sie dann da war, war alles gut, nicht einfach aber ich wusste nun, dass ich mehr auf mich acht geben musste. so fand ich es nun mit drei kindern viel einfacher als mit zwei 😉 und genieße es in vollen zügen und würde mir vielleicht sogar ein viertes zutrauen ;-D
ich wünsche dir, dass alles so rund und so toll bleibt, es klingt einfach nur schön!
LG
Wirklich ein schöner Text.
Er macht richtig Lust, direkt mit dem Kinderkriegen anzufangen 😉 Auch wenn es bei mir wohl noch ein paar Jahre dauert.
Ein schöner, runder Text aus einem schönen, runden Leben; es klingt herrlich, und ich glaube dir jedes Wort! Ich denke, du machst das genau richtig; bist Mama mit Herz und Seele, achtest aber auch darauf,dass deine Energie im Lot bleibt (das muss ich noch sehr, sehr üben). Und du bist immer ehrlich zu dir selber. Das bewundere ich echt!
Mir ging es genau wie dir: Mein erstes Kind war für mich eine riesengrosse Sache, und die Babyzeit damals “dank” der postpartalen Depression eine nicht so rosige Phase meines Lebens… abe Kind2 war von Anfang an ein Sonnenstrahl in unsrem Leben (das ja auch nicht eben düster war zu dem Zeitpunkt)! Ich konnte, genau wie du, irgendwie kaum fassen, dass es mit 2 tatsächlich einfacher sein kann als mit 1em! Und heute muss ich sagen: mit 3 ist es auch nicht 3mal so anstrengend…
Und, du sprichst mir aus der Seele (das wollte ich dir ja noch mailen…): Ein weiteres Kind? Jederzeit! Aber die Schwangerschaft lassen wir dann einfach mal aus;-) (Warum kann nicht mal der Papa schwanger sein? Wär doch eine nette Abwechslung! Vielleicht solle ich eine Volks-Initiative dazu starten *lach*)
Ach ja und noch kurz: DANKE für deinen süssen Kommentar!!! Ich bin froh, dass du glaubst, es könnte ihr gefallen!!! Und dass du nicht denkst, ich sei Prahlhans persönlich (das hatte ich nämlich fast befürchtet… also nicht wegen dir sondern so im Allgemeinen… mein Text ist leicht missverständlich, aber ich hoffe mal das Allerbeste.)
ganz herzlich
Bora (die sich entschuldigt für ihre lange Schweigsamkeit hier!!!)
Das ist wunderschön geschrieben, und es ist schön, dass es Euch so gut geht.
Im “echten” Leben erlebe ich momentan eher die Mamas so: “Nein, tu ich mir nicht an, das Eine reicht mir.”
…was ich natürlich so sein lassen kann. Und auch nicht beurteile. Aber es freut mich, dass es Dich und die Zeilen, die so lieb sind … gibt!
Viele Grüsse
Elisabeth
(hm, mir ist einmal ein Kind “wom Himmel gefallen und blieb sehr lang da…als Stiefkind.)
Wir haben ja auch die Überlegung, ein Pflegekind bei uns aufzunehmen. Nicht, um mir eine Schwangerschaft zu sparen, sondern aus gänzlich anderen Gründen. Aber wir warten nun erst mal ein bisschen ab, bis Arjen ein wenig älter ist, und dann entscheiden wir, wie es weiter geht.