Die Schönheit eines Strickstücks zeigt sich oft erst nach dem Spannen. Habe ich früher nie geglaubt und immer gedacht, dass der Aufwand die Mühen nicht rechtfertigen würde, mittlerweile aber bin ich sehr überzeugt und freue mich nach dem Vernähen des letzten Fadens immer darauf, das ganze endlich, endlich gespannt zu sehen. Es ist wirklich oft unglaublich, was Wasser und Spannung mit Strickstücken machen können.
Mittlerweile wäre “Spannen” aber das falsche Wort, denn oft wasche ich nur und breite dann locker auf dem Fußboden aus, weil ich glaube, dass die Strickstücke mit der Zeit dann nicht so sehr “zurückspringen”. Wenn es aber doch einmal mit Nadeln fixiert werden soll, ist das hier eine schöne und einfache Methode.
Was mich immer abschreckte, waren all die Dinge, die ich hätte besorgen müssen. Drähte und riesige Styroporplatten, die danach wochenlang in unserem Haus herumstehen und Staub fangen würden… ich wollte ohne viel Aufwand spannen und ohne erst noch zig Dinge dafür besorgen zu müssen.
Am Beispiel von Sihaya möchte ich einmal zeigen, welche einfache, schnelle und unkomplizierte Lösung ich für mich gefunden habe.
So sah das Tuch direkt nach Fertigstellung aus. Wie ein Haufen nasser Spaghetti, von Eleganz und Leichtigkeit konnte nicht die Rede sein.
Das Problem nun ist, dass die Längsseiten auf der kompletten Geraden gespannt sein sollen. Ich wollte keine Zipfelchen herausziehen und mit Nadeln fixieren, weil diese auch nach dem Spannen dann noch deutlich sichtbar gewesen wären. Stattdessen nahm ich einfaches Häkelgarn und fädelte beide Längsseiten des Schals darauf auf.
An allen vier Ecken soll noch etwa ein halber Meter Häkelgarn überstehen.
Jetzt wird das Tuch gewaschen. Ich mache das normalerweise im Handwaschbecken mit lauwarmem Wasser und – Achtung! – ein wenig Pantene ProV Haarshampoo. Das klingt vielleicht komisch, aber es tut den Strickstücken so gut. Ein wirkliches Wunder, wie weich sie danach sind. Auf dem nächsten Bild sieht man auch gut, wie allein das Wasser die Wolle bereits verändert hat: Hier ist noch nichts gespannt, das Tuch ist einfach locker auf dem Boden ausgebreitet.
Gespannt wird erst jetzt. Und zwar mit Hilfe zweier Wasserkästen. Diese Idee gefiel mir besonders, weil man Wasserkästen ja praktisch immer im Haus hat, weil das Häkelgarn so leicht daran zu befestigen ist und weil sich die Kästen vor allem nach dem Fixieren noch ganz leicht ein wenig weiter auseinander schieben lassen. Das sorgt für ein bisschen extra Spannung.
Styroporplatten oder ähnliches musste ich gar nicht verwenden – ich stecke die Nadeln einfach in unseren dicken Wohnzimmerteppich. Zum Schutz sowohl für den Teppich als auch für den Schal kommt noch eine Decke dazwischen.
Hier sieht man, wie toll das Muster bereits zur Geltung kommt – und es stecken noch nicht einmal Nadeln an den Seiten!
Die kommen nämlich erst jetzt. Ganz vorsichtig werden alle paar Zentimeter Nadeln um das Häkelgarn gesteckt. Es ist wirklich wichtig, dass das Häkelgarn gespannt wird und nicht die Wolle des Strickstücks selbst, da man dies sonst später am fertigen Stück sehr genau sehen würde. Das Auseinanderziehen und Fixieren mit den Stecknadeln hat das Tuch in seiner Breite fast verdoppelt!
Über Nacht habe ich es einfach im Wohnzimmer gelassen. Das reicht vollkommen – es ist Lace, es trocknet schnell. Am nächsten Morgen dann vorsichtig (!) alle (!!) Nadeln entfernen, das Tuch einmal gründlich ausschütteln… et voilà!
Wow! Das ist echt eine richtig beeindruckende Kunst. Wenn ich bedenke wie schwer ich mir schon beim Stricken ganz einfacher Zopfmuster tue… ich könnte sowas nie (einfach weil ich Wolle & Nadeln ziemlich schnell fluchenderweise an die Wand schmeissen würde!). Ich find da ganz toll!
Ich glaube, das ist viel einfacher als es aussieht. Eigentlich braucht es nur ein bisschen Geduld und natürlich Begeisterung. Das ist fast schon das ganze Geheimnis.
Danke für das schöne Kompliment!
Das Tuch ist wirklich wunderschön geworden 🙂 Und der Vorher-Nachher-Vergleich ist der Hammer! Nicht dass ich von Stricken irgendeine Ahnung hätte, aber du hast mich von der Notwendigkeit des Spannens schon jetzt überzeugt 😀
Liebe Grüße,
Stjama
Danke für deine lieben Worte!
Ich wollte gestern Abend schon kommentieren hier, aber leider hat das mit meinem kleinen Linux nicht funktionieren wollen.
Ich habe auch erst beim Stricken meines Hochzeitstuchs das Spannen als sinnvolles Hilfsmittel erkannt. Vorher dachte ich auch, dass das nicht notwendig ist.
Übrigens: Hat noch keiner über die Überschrift lachen müssen?
Also ich hoffe, dass hier nicht zu viele seltsame Menschen auf deinem Blog gelandet sind aufgrund der zweideutigen Wortwahl! 😉
Hm, die Besuchszahlen lassen nichts vermuten. Aber hast recht, ist wirklich ein wenig zweideutig. 🙂
Kaum zu glauben, dass das wirklich der gleiche Schal ist… Ich bin schwerst beeindruckt! Meine Oma hatte auch Styroporplatten, und manchmal spannte sie einfach quer übers Ehebett 😉
Hallo, mich hat Google hergeführt, weil ich nicht wirklich wusste, wie man ohne dieses ganze Zubehör spannen sollte, aber Wasserkästen habe ich auch. Bin gespannt, ob das mit meinem Dreieckstuch auch so tolle Effekte hat (ich habe bisher noch nichts gespannt, sieht aber auch entsprechend aus alles. Naja).
Vielen Dank für deinen informativen Post!
Juhu, ich stricke gerade meinen ersten Lace-Schal und die Anleitung zum Spannen kommt exakt zum richtigen Zeitpunkt. Wo gibt es denn dieses tolle Muster von Deinem Lace-Schal? Das sieht wunderschön aus und ich würde es gerne nachstricken… 🙂
Danke für den guten Tipp!
EIne Frage, wie machst du es wenn du z.B. mit 2 Farben strickst (wie Jaquard) spannst du hier auch oder reicht einfaches Waschen?