Nur ganz kurz, weil ich wenig Zeit habe, es aber unbedingt festhalten möchte: Seit gestern ist die kleine Wachtel ein echtes Kindergartenkind! Rucksack, Jause und plötzlich soo groß!
Wir Mädels gingen gestern gemeinsam los, die paar hundert Meter runter ins Dorf. Über die ausladende, halbrunde Treppe zur Kirche und dann über den großen Hof bis zur Kindergartentür. Mit großen, nein, riesigen Augen machte die Wachtel alles mit. Suchte sich den Flugzeughaken aus, hängte ihren Rucksack auf und ließ sich von der Kindergärtnerin die Waschräume zeigen. Wusch eine um die andere Maschine Puppenwäsche, erkundete die Räumlichkeiten, spielte hier und da, begrüßte ihren Freund, der schon im dritten Jahr ist. Packte ihre Brotzeit aus, aß Fleischwurstbrot (MIT Brot! Es geschehen noch Zeichen und Wunder!), verräumte danach ihr Geschirr und deckte für das nächste Kind neu ein. Mittendrin das Spünkchen, von allen gebührend bewundert und bestaunt, munter auf dem Boden herumkullernd.
Die Kindergärtnerinnen (Wir nannten sie früher “Frolleins” – da muss ich mir wohl auf die Zunge beißen, das ist heute sicher nicht mehr so gern gehört) waren völlig begeistert, wie toll die kleine Wachtel schon sprechen kann. Für uns ist das total normal, aber sie spricht wirklich wie eine Fünfjährige. Und lange, lange Zeit waren Kindergarten und Grundschule unten im Dorf soziale Brennpunkte – noch heute hängen Zettel mit Angeboten für Deutschkurse oder Krabbelgruppen für muslimische Mütter und Kinder aus – es gibt also auch zahlreiche Kinder, bei denen es eben nicht so ist.
Um halb elf ging wir zu dritt wieder nach Hause – für den ersten Tag war das genug. Fast umgehend fiel die Wachtel in einen tiefen Mittagsschlaf. 🙂
Heute lieferte ich sie tatsächlich nur ab im Kindergarten. Sie hängte schon ganz allein ihren Rucksack auf, freute sich wie Bolle, als sie das Frollein die Kindergärtnerin entdeckte und stürzte sich sogleich direkt auf die Waschmaschine, um tonnenweise Puppenkleidchen zu waschen.
Ich bin so stolz auf meine Kleine, Große! Sie macht das so wunderbar… ich kann kaum in Worte fassen, wie großartig ich sie finde. Wie sie das alles meistert! Ihre kleine Welt wird wieder ein Stückchen größer.
Und mein Bauchgefühl hat mich damals, bei der Kindergartenauswahl, auch nicht getrogen. Ich fühle mich wohl dort unten. Die Erzieherinnen habe ich bislang alle als sehr freundlich und sympathisch erlebt. Kein Heititeiti mit den Kindern, aber auch kein unnötiges Schimpfen. Sie behandeln sie wie die richtigen, kleinen Personen, die sie nun mal sind. Find ich super. Die Räumlichkeiten sind alle neu gemacht und wirklich wunderschön geworden. Der Garten ist eigentlich eher ein kleiner Park und die Atmosphäre ungezwungen, angenehm.
Es ist nicht der glänzende Elitekindergarten, alle Mädchen Schleifen im Haar. Aber das brauche ich auch gar nicht. Die Welt besteht nicht nur aus rosa Tüll und Kindern, die alle gleich sind, und ich finde es gut, wenn meine Kinder die Unterschiede erleben. So ist das Leben.
Heute morgen wurde mir klar, dass wir ab jetzt ja für mindestens sechs Jahre dort ein- und ausgehen werden. Fühlte sich gut an!
Neben aller Wehmut aber auch ein gutes Gefühl, das Wachsen, oder? Ich bin auch noch mit den “Fräuleins” groß geworden – aber “Kindergärtnerin” ist bei uns im Kiga auch ein Schimpfwort, hier heißt es Erzieherin (oder, wie unsere große Tochter anfangs sagte, “Entzieherin”) … 😉
Ohoh, danke für den Hinweis! Hätte das völlig gedankenlos verwendet, ohne zu wissen, dass ich damit jemandem auf die Füße trete.
Erzieherin, hmm… das klingt furchtbar, finde ich. Ich mag das Wort “erziehen” einfach nicht, noch nie, das klingt für mich so einengend, zwingend.
Werde wohl auf “Frau …” umsteigen, leider haben die meisten aber völlig unmöglich zu behaltende Doppelnamen…
Vielleicht sind eure “Erzieherinnen” da ja auch nicht so empfindlich 😉 – hier sagen wir glücklicherweise alle “du” und nennen uns beim Vornamen. (ich stelle gerade fest, ich kenne die Nachnamen der meisten Erzieherinnen gar nicht ;-)) … Die Vorbehalte kann ich nachvollziehen, ich denke mittlerweile bei “erziehen” aber eher an großziehen und aufziehen und hoffe mal, dass am Ende des Prozesses ein mündiger Mensch steht 🙂
Liest sich so gut! *hach* bei uns ist es nächste Woche so weit… :-O
Ganz liebi grüäss, anja
Genau: liest sich auch gut!
Ich wünsche Euch allen: weiter so 🙂
Herzliche Grüße
Elena
Hier heißt es auch Erzieherin. 🙂
Ich freue mich, dass das so gut klappt und Du Dich auch gut fühlst damit. 6 Jahre klingt erstaunlich lang. Aber ist auch irgendwie ein fester Bestandteil, der gut ist, so wie Du schreibst.