Es ist mal wieder Freitag – der erste für mich ohne den Liebsten, dafür mit allen drei Kindern den ganzen Tag daheim.
Aber den ganzen Tag daheim geht natürlich nicht, ich bin ja nicht lebensmüde wahnsinnig. Decken, die einem auf den Kopf fallen und so… Also habe ich mir direkt ein Programm zusammengebastelt.
Ab ins kalte Wasser: Das Spünkchen nimmt an einem Forschungsprojekt der Uni Bonn teil. Untersucht wird das Sehvermögen von Babies und sie muss nichts tun, als auf meinem Schoß sitzen und sich Bilder zeigen lassen. Soweit so gut. Die Dame am Telefon war auch sehr lieb und rücksichtsvoll, kein Problem, wenn ich die Geschwister mitbringe, parken könne ich in der Einfahrt dort und überhaupt, ich könne jederzeit wieder aussteigen (9 Untersuchungen sind nötig) und auch spontan mal absagen, alles kein Problem. Und da das alles ja einem guten Zweck dient, beschloss ich also, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Programm für Freitag, und zwar direkt ein arges Programm, so dass es nur leichter werden kann. (Simpel, aber genial!)
Als der Liebste, der heute auch noch Geburtstag hat (ich weiß, alle anderen Menschen auf der Welt waren so klug, sich den Brückentag rechtzeitig frei zu nehmen. Nicht aber wir, die wir vom gestrigen Feiertag hinterrücks überrascht wurden), zur Arbeit aufbricht, sind alle Kinder angezogen und haben gefrühstückt, wir liegen super in der Zeit.
Ich hole sein Geburtstaggeschenk hervor und verpacke es mit Zeitungspapier, das die kleine Wachtel anschließend mit Wasserfarben bemalen darf. Das Winterkind bekommt Buntstifte und während ich kurz – wirklich nur ganz kurz – nach oben eile, um Ersatzwindeln für unterwegs zu holen, isst er einen davon auf und ein rabenschwarzer Kindermund lacht mir entgegen.
Wir machen uns fertig, das geht fix, und ich verlade alle ins Auto. Wir finden das Institut sofort, aber ich schaffe es nicht, in die Einfahrt abzubiegen – beide Straßenseiten sind dicht beparkt, ich rangiere ein bisschen peinlich herum und gebe dann auf. Parke auf dem Aldiparkplatz 200 Meter weiter und beschließe, dass ich in meinem Leben schon oft genug bei Aldi eingekauft habe, um das abzugelten. Kaum will ich aussteigen, fängt der Platzregen an. Ich bespaße zweieinhalb Kinder im Auto und hoffe, dass es bald trocken wird. Wird es und zehn Minuten später schleppe ich Winterkind und Maxi Cosi gleichzeitig, während die Wachtel vorläuft. Das ist definitiv zuviel fürs Wochenbett, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst machen soll.
Irgendwann sind die 200 Meter geschafft, wir werden schon erwartet. Drei blutjunge, hübsche Studentinnen, neben denen ich mir ein bisschen alt und ungeschminkt vorkomme. Es gibt Spielzeug im Untersuchungszimmer. Filzstifte, die das Winterkind sofort dazu nutzt, den teuren, spezialangefertigten Monitor zu verschönern. Nach dem Papierkram legen wir los, doch das Spünkchen blinzelt nur ein paar mal, schläft dann aber ein und ist nicht mehr wach zu kriegen. Gut, dann halt nicht, alles halb so wild. Wir machen einen weiteren Termin für nächste Woche aus.
Auf dem Rückweg lasse ich das Winterkind selbst laufen, habe aber kein gutes Gefühl dabei. Irgendwann stürmt er einfach zwischen den Wagen durch auf die Straße und ich lasse den Maxi Cosi fast fallen, um ihn schnell noch am Schlafittchen zu erwischen.
Auf dem Rückweg kaufe ich frisches Brot und Erdbeeren und zu Hause stürmt die Wachtel sofort ins Wohnzimmer und packt das Geburtstagsgeschenk für den Liebsten aus. Anschließend große Krokodilstränen, weil sie selbst so gerne mit dem Legozug spielen möchte. Aber nein, der ist für Papa, da bleibe ich hart. Wir rufen ihn kurz später an und die kleine Wachtel erklärt sofort stürmisch: “Papa, da steht noch eine riesige Eisenbahnkiste für Dich!” Das Bewahren von Geheimnissen müssen wir unbedingt noch mit ihr üben.
Die nächsten Stunden vergehen mit Wickeln, Spülmaschine ausräumen, Erdbeeren schneiden, Würstchen kochen, stillen, Geburtstagskuchen backen, Winterkind zu Bett bringen und tausend anderen kleinen Dingen. Ich komme zu nichts, eine Baustelle jagt die nächste, aber es macht Spaß. Die Kinder sind sehr lieb und friedlich und ich freue mich, dass wir diese Feuertaufe ganz gut bestanden haben.
Am Nachmittag kommt meine Schwester zu Besuch und unterstützt mich ein bisschen.
Ich hatte wirklich Bammel vor diesem Tag. Die letzten Freitage in der Schwangerschaft sind mir noch so präsent, an denen es einfach nicht mehr ging mit beiden Kindern. Ich war so eingeschränkt, hatte ständig Schmerzen und war dünnhäutig und nicht belastbar. Ich hatte jedesmal Horror vor den Freitagen. Dagegen war das heute ein Klacks. Toll, wenn man körperlich wieder auf der Reihe ist, alles geht dann so viel einfacher!
Das tönt sehr intensiv aber wunderbar 🙂 und ich kann dich gut verstehen, auch kurze Strecken werden mit Maxicosi und zusätzlichen Kleinkindern plus Wickeltasche zu einer grossen Herausforderung. Da tönen dann Gedanken wie “du sollst dich doch eigentlich schonen” sehr ironisch… 😉
Alles Liebe und einen Happy-Birthday-Gruss, anja (welche im Vorfeld auch vergass, dass ja Auffahrt ist. Zum Glück hat der Liebste daran gedacht, sonst hätten wir gestern nix zu Futtern gehabt…)
Ich bin schon schweißgebadet vom Lesen 😉 Du kannst so stolz auf dich sein!! Ich finde es echt toll wie du das alles bewältigst und dabei so offen und ehrlich bist!
Ach und natürlich alles Liebe zum Geburtstag an deinen Mann! Habt einen schönen Tag bzw Abend zusammen!
Du schreibst wirklich so schoen ueber deinen (mit Liebe) vollen Alltag und ich bewunder dich, wie du das so mit dem kleinen Spuenkchen hinbekommst 🙂 Ich hab zwei, die im Alter deiner kleinen Wachtel und dem Winterkind sein muessten und wir haben lange ueberlegt, auch noch ein drittes direkt hinterher zu bekommen … und wenn ich deinen Blog so lese, bereue ich es fast, das wir uns (vorerst) dagegen entschieden haben.
Ich lächle in mich hinein, weil Du es einfach so lebendig und mit dem nötigen Humor den frau alleine mit drei Kindern braucht geschrieben hat und dann, dann ziehe ich meinen Hut vor Dir und wünsche Euch einen tollen Geburtstagabend nur für Euch zwei.
Das klingt sehr zufrieden machend… also… hm, kann ich schlecht ausdrücken. Es klingt jedenfalls gut, auch wenn ich mich noch ein wenig über den Buntstift wundere. 😉
Was stelle ich mir das toll vor, mit drei Kindern einen schönen Sommer zu erleben, wie er hier derzeit vor der Türe steht. Ich beneide Dich! 🙂
Alles Liebe für Euch!
Das klingt ja echt anstrengend! Aber ich wollte fragen, ob es nicht einen Adapter von eurem KiWa für die Babyschale gibt? Wir haben den auch und ich habe ihn im letzten Sommer sooooo oft genutzt, wenn ich mal eben einkaufen gefahren bin. Bei uns gibts nämlich nur bei LIDL und dm die Einkaufswagen, wo man die Babyschale oben drauf setzten kann, bei unseren kleinen Edeka-Wagen passen die gar nicht rein, deswegen bin ich dann einfach mit Baby im Sitz plus Untergestell vom KiWa einkaufen gegangen und hab die Sachen einfach unten in den Stoffkorb gepackt.
Bei Arztterminen und Babykursen/-schwimmen mit behindertgerechten Eingang habe ich das auch so gemacht… ersparte mir viel Geschleppe… die kleinen werden ja leider auch nicht leichter. 😉