Gestern früh war ich ziemlich fertig. Scheinbar hatte ich es im Garten doch etwas übertrieben, mein Oberschenkel zickte gewaltig und ich humpelte ärger als eh schon. Kurzer Panikanfall: Wenn das jetzt so bleibt, schaffe ich den Freitag mit beiden Kids nicht. Konnte ja kaum laufen, und überhaupt, wie sollte ich die beiden am Nachmittag von der Tagesmutter abholen?

Dafür habe ich zwar niemanden gefunden, der einspringen konnte, dafür kam meine Freundin später zu Besuch und setzte unermüdlich ein Kind nach dem anderen auf die Schaukel und schubste an, wischte Nasen, reichte Wasser und war eine großartige Entertainerin. Ich saß derweil im Sonnenschein und trank Tee.

Neben aller Annehmlichkeit ist das auch ein ziemlich blödes Gefühl. Ich habe permanent ein schlechtes Gewissen, denn schließlich war es ja unser Wunsch, ein drittes Kind zu bekommen, wieso sollten andere Leute das jetzt ausbaden, indem sie uns unterstützen? Besonders auch dem Liebsten gegenüber fühle ich mich ständig in der Schuld, denn wenn er heimkommt hat er keine Pause, bis die Kids im Bett sind. Natürlich helfe ich mit, es sei denn mein Rücken hat einen sehr schlechten Tag und ich muss direkt ein heißes Bad nehmen (das hilft immer sehr), aber er macht schon den Großteil. Ich sitze derweil mit am Tisch und sage Dinge wie: “Die Kinder brauchen noch Wasser. Bringst Du die Butter mit? Und ein feuchtes Tuch? Das Winterkind möchte seinen Schnuller. Kannst Du mir bitte die Milch holen? Kommst Du an das Brot dran?” Es ist ätzend, sehr, er tut mir leid und ich bin die ganze Zeit kurz davor, mich zu entschuldigen. Dabei gibt er mir nie das Gefühl, dass das nötig wäre, im Gegenteil.

Morgen ist also wieder einmal Freitag, einer der letzten, die ich mit beiden Kids allein bewältigen müsste. Aber in Anbetracht der Humpelei haben wir mit den Großeltern abgemacht, dass sie die zwei in der Früh holen und erst am Folgetag zurückbringen. Mein Winterkind – das erste Mal über Nacht ohne uns! Mein schlechtes Gewissen ist riesig, obwohl ich sicher bin, dass er das problemlos hinkriegen, ja vermutlich sogar super finden wird. Die kleine Wachtel war einige Monate älter, ehe sie das erste Mal “in Urlaub” fuhr. Trotzdem, das schlechte Gewissen bleibt und auch die Stimme im Kopf, die ständig schimpft: “Du wolltest es doch so, jetzt sieh auch zu, dass Du es ohne Jammern auf die Reihe bekommst!”

Ich weiß, dass das vermutlich großer Blödsinn ist. Omas, Opas, Freunde, Nachbarn – sie alle bieten Hilfe an und meinen es sicher ernst. Ich selbst tue das ja auch und solche Angebote kommen von Herzen, das weiß ich doch. Dennoch fällt es schwer, konkret darauf zurück zu kommen. Vor allem, wenn das nichts weiter bedeutet, als dass ich auf der Couch liegen und schlafen kann. Erbärmlich.

25 Tage bis zum errechneten Termin sind es noch. Gut, das Ende ist absehbar und ich hoffe wirklich sehr auf schnelle Genesung. Der Liebste hat ab Geburt zwei Wochen Urlaub, das muss wird reichen.

Und ich freue mich sehr darauf, dann niemandem mehr auf der Tasche liegen zu müssen, nicht finanziell sondern organisatorisch. Es ist ungewohnt für mich.