Ich wurde ganz wehmütig und meine Blicke sehr, sehr ungläubig, als ich eben das Päckchen für Frau Blümel packte. Darin viele wunderhübsche Klamöttchen für Neugeborene, die der kleine Herr Blümel trug und die unser Winterbaby auftragen durfte. Wundervolle, handgestrickte Jäckchen, eine ganz warme Windelhose, Söckchen… ach, so viele meiner Erinnerungen hängen bereits daran! Und obwohl ich mich jeden Tag darüber freue wie unser Sohn wächst und gedeiht und ich da bislang gar keine Nostalgie kannte, musste ich eben ein paar mal schlucken.

Jaa, das klingt jetzt so, so abgedroschen, aber: Er ist so groß geworden! Nichts, wirklich rein gar nichts erinnert mehr an das winzige Neugeborene, das auf meiner Brust schlief.

Wenn ich ihn auf dem Arm habe, reckt er sich hoch, dreht das Köpfchen in alle Richtungen und besieht sich die Welt. Dabei sieht er so patent aus! Sein Blick ist so keck, so humorvoll, so aufgeweckt.

Vor ein paar Tagen hat er das Drehen für sich entdeckt und tut seitdem nichts anderes mehr. Lege ich ihn auf den Rücken, dauert es nur Sekunden, bis er auf dem Bauch liegt und mich triumphierend angrinst. Dann geht das Köpfchen wieder hoch und er guckt und guckt, wie er es schon als winziges Baby getan hat. Das Zurückdrehen klappt noch nicht so gut und so verbringe ich viel Zeit damit, ihm dabei zu helfen – denn nach ein paar Minuten ist Auf-dem-Bauch-Liegen ja doof.

Beißt man ihn sanft in den Oberkörper, bekommt man ein herzhaftes und überraschend lautes Babylachen zu hören. Furchtbar ansteckend und am liebsten möchte man dann nie wieder mit dem Beißen aufhören.

Das Schönste überhaupt aber ist es, beiden Geschwistern beim Spiel zuzusehen. Ja, sie spielen tatsächlich schon richtig miteinander. Das heißt natürlich: Die kleine Wachtel macht Quatsch und er lacht sich darüber kaputt. Und oft genug habe ich den Eindruck, sie würden sich regelrecht verschwören und zusammenhalten gegen die Welt.

Überhaupt beobachtet er sie oft. Wenn wir alle am Tisch sitzen, zum Beispiel, und beide Kinder ihren Brei löffeln. Vor lauter Begeisterung für seine Schwester kann es tatsächlich passieren, dass er das Essen vergisst! (Das will etwas heißen, denn normalerweise reckt sich das Schnütchen sofort nach dem Löffel und man kommt mit hinterherschaufeln gar nicht mehr nach!)

Ach, wenn ich mir etwas wünschen dürfte für meine Kinder, dann wäre es tiefe Freundschaft füreinander, ihr Leben lang. Dass sie sich nie entfremden, dass sie das eigene Leben nie so sehr vereinnehmen wird, dass sie den anderen darüber vergessen. Dass sie für immer einen Seelenverwandten ineinander haben werden.

Ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, wie unser Leben einmal ohne unseren Sohn war. Ohne diese frechen Augen, ohne dieses duftende Haar, ohne diese pfirsichweiche Haut. Ohne dieses kleine Menschlein, über das wir uns jeden Tag aufs Neue freuen.

Wir sind sehr glücklich.