Ich bin wahnsinnig glücklich mit meinem Leben. Ich habe den wunderbarsten Mann, den man sich vorstellen kann, eine hinreißende Tochter und schon bald wird noch ein kleines Wesen zu unserer Familie gehören. Trotz gelegentlicher Jammereien geht es mir einfach gut und ich habe jeden Grund, dankbar zu sein.
Ganz besonders nach dem tiefschwarzen Jahr 2008, in dem wir ein Kind wieder gehen lassen mussten und in dem ich mir nicht vorstellen konnte, jemals wieder Glück oder Freude empfinden zu können. Ich sah alles in Graustufen und war verzweifelt, alles schien sinnlos und ich sah keinen Ausweg.
Doch die Zeit verging und irgendwann durften wir unsere zauberhafte Tochter in den Armen halten. Mein größter Wunsch wurde wahr und ich bin so glücklich und so dankbar dafür.
Und mir ist sehr bewusst, dass das, was uns geschenkt wurde, keine Selbstverständlichkeit ist. Wir sind ein liebendes Paar, gesegnet mit einem, bald zwei wunderbaren Kindern. Wir sind gesund und haben alles, was man zum Leben braucht. Das ist ein großes Glück, denn wie viele Menschen leben krank, in Armut, Hunger und Kälte? Das klingt vielleicht pathetisch, aber ich meine und empfinde es genau so.
Und es ist mir ein Bedürfnis, auch etwas zurück zu geben, denn so viel wurde uns gegeben.
Ich denke, dass wir wenn auch eine junge, so doch eine starke Familie sind, die in der Lage ist, Liebe, Halt und Geborgenheit zu schenken. Ein Zuhause zu schenken, und so denke ich seit über einem Jahr schon darüber nach ein Pflegekind bei uns aufzunehmen, um ihm ein Stück von all dem abzugeben. Ein Kind, was vielleicht nicht so viel Glück in seinem bisherigen Leben hatte und dringend ein gutes Zuhause braucht. Eine Familie, die es auffängt, die ihm zuhört und die ihm eine gute und glückliche Zukunft ermöglicht.
Vor Monaten schon habe ich deswegen Kontakt mit dem Jugendamt aufgenommen, doch natürlich ist das alles eine recht bürokraktische Angelegenheit und alles will seinen gesetzmäßigen Gang gehen. Und so müssen René und ich, ehe irgendetwas anderes in die Wege geleitet werden kann, zuerst einmal ein viertägiges Seminar besuchen, in dem alle Fragen rund um Kurzzeitpflege, Langzeitpflege und Adoption besprochen werden.
Dieses und übernächstes Wochenende ist es soweit – nachdem wir nun neun Monate auf einen Platz in diesem Seminar warten mussten. Natürlich ist es etwas ungünstig, da ich im Moment hochschwanger bin, aber ich möchte auch nicht absagen, um dann erneut so lange warten zu müssen. Ich hoffe nun zum einen, dass unser Winterbaby noch mindestens zweieinhalb Wochen auf sich warten lässt und zum anderen, dass mein dicker Bauch niemanden im Seminar pikieren wird – schließlich werden sicher auch Paare kommen, die sich für Adoption interessieren, weil sie selbst vielleicht keine Kinder bekommen können. Das tut mir leid, aber es war zeitlich von uns ja nicht so geplant. Ich hoffe, das tut niemandem weh.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die kommenden zwei Tage. Neben all den rechtlichen Fragen, die für mich noch nicht alle geklärt sind, möchte ich auch gerne ein wenig aus der Praxis erfahren. Was für Kinder kommen da zu einem? Was haben sie erleben müssen? Wie sind die familiären Hintergründe und mit welchen besonderen Belastungen muss man rechnen?
Wir haben uns noch gar nicht fest entschlossen, dass wir das unbedingt machen möchten. Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage wäre, ob es das Richtige für unsere Familie wäre und ob wir alle das aushalten würden. Deshalb machen wir das Seminar – um zu versuchen, all das herauszufinden.
Und falls wir uns tatsächlich dazu entschließen sollten, ist der jetzige Zeitpunkt natürlich auch nicht wirklich geeignet. Erst einmal muss unser Sohn in unserer Familie ankommen und wir alle müssen wieder zueinander finden. Aber wenn wir alle wieder angekommen sind, wenn wir alle einander gut genug kennengelernt und in den Alltag zurückgefunden haben, dann könnten wir vielleicht anfangen, alles in die Wege zu leiten und schließlich einem weiteren Kind ein neues Zuhause schenken.
Hallo!
Aaaalso. Wir haben seit über 3 Jahren ein Pflegekind, und es gibt nur eins, was ich Dir sicher sagen kann: es gibt keine konkreten Antworten auf all deine Fragen! 😉
Es ist wirklich bei jedem anders, wie es abläuft, was das Kind durchgemacht hat, wie es sich verhält…
Allerdings ist es richtig, dass der Zeitpunkt grade ungünstig ist, wenn ihr eh grade ein Baby bekommt. Normalerweise wird es von den Jugendämtern auch so gehalten, dass das Pflegekind bei Einzug das jüngste Kind in der Familie ist und ein natürlicher Geschwisterabstand eingehalten wird. Aber da gibt es, wie in allen Situationen, immer ausnahmen.
Meistens ist es eh auch so, dass man durchaus einige Monate oder sogar Jahre auf ein Pflegekind wartet.
Wenn du möchtest, kannst du ja gerne mal bei mir nachlesen, ich blogge immer wieder mal über unseren “Alltag mit Pflegekind”. Du kannst mich natürlich auch per Mail fragen! 🙂
Viele Grüße!
Hallo und vielen Dank für den Kommentar! Ich kannte Dein Blog bislang noch nicht, werde aber sicher in Zukunft öfter vorbeischauen.
Du hattest recht mit dem ungünstigen Zeitpunkt – ich hatte es ja auch bereits vermutet – so dass alles nun erneut erst einmal aufgeschoben ist.
Es ist schwierig, weil unsere “eigene” Familienplanung ja auch noch gar nicht abgeschlossen ist und es gibt so viele offene Fragen. Am Mittwoch haben wir einen Termin beim Jugendamt und hoffentlich kann dort dann einiges geklärt werden.
Ich bin sehr neugierig, was Du so aus Eurem Alltag zu berichten hast!
Man muss seine Familienplanung gar nicht abgeschlossen haben. Unsere eigene ist auch nicht abgeschlossen. Aber die Mitarbeiter vom Pflegekinderdienst sind da eigentlich auch flexibel und aufgschlossen. Gibt wie immer sone und solche. Wenn sie was haben fragen sie an und wenns nicht passt sagt man eben nein. Haben wir auch schon gemacht und ist auch völlig okay so.
Man muss sich nur wirklich sehr klar über die “Risiken” sein. Das ist nicht nur dass ein Kind aus völlig zerrüteten Verhältnissen kommen kann, sondern eben auch, dass es sein kann, dass es wieder weg muss. Darf man nie vergessen…
wow
ich finde euren Schritt toll und mutig … und bin gespannt, was du sonst noch so zu diesem Thema schreiben wirst …
LG 🙂
Ich bin zusammen mit Pflegekindern aufgewachsen und eine meiner Schwestern ist eines dieser Pflegekinder – sie kam damals mit 10 Jahren recht spät in unsere Familie, damals dann als ältestes Kind. Ihre Kinder sind die Enkel meiner Eltern – ganz selbstverständlich und meine Kinder sind die Cousins ihrer beiden. Für manche, die unsere Familienverhältnisse kennen klingt es befremdlich, wenn wir sagen, dass wir 4 Mädels waren aber im Herzen sind wir Geschwister und bleiben es. Auch wird sie die Patentante unseres Kleinen – eben weil sie meine Schwester ist.
Es war nienicht alles Sonnenschein bei uns – es gab Höhen und Tiefen -aber meine Eltern haben ihr ein Zuhause angeboten, in das sie eingezogen ist.
Ich wünsche euch, dass ihre Wünsche sich erfüllen und ich wünsche, dass ihr einem Kind ein Zuhause anbieten dürft.
Liebe Grüße
Barbara
Hallo liebe Barbara und danke für Deinen kurzen Erfahrungsbericht!
Das klingt wunderbar, was Du beschreibst. Das Verhältnis zwischen Geschwistern sollte etwas Besonderes sein (bei mir ist es ja leider nicht so) und umso schöner ist es, wenn man zu einem eigentlich ja fremden Menschen ein solches Verhältnis aufbauen kann.
Ich stelle mir vor, dass das für Euer aller Leben eine Bereicherung war.
Weisst Du, was Deine Eltern überhaupt zu dem Schritt bewogen hat, Deine Pflegeschwester bei Euch aufzunehmen?
Ja, meine Mutter hat nach drei Kindern in gut 3 Jahren keine Kraft für eine weitere Schwangerschaft gehabt und sich zu einem entgültigen Schritt entschieden. 3 Jahre später merkte sie, dass irgendwas fehlt. Meine Eltern wünschten sich ein kleines Kind – jünger als meine jüngste Schwester und das Jugendamt meinte, ob sie es nicht mit der 10 – jährigen probieren wollten, da es für dieses Kind die letzte Chance sei. Meine Eltern haben es versucht und es hat gut geklappt.
Was aber nicht verschwiegen werden darf, ist, dass meine Eltern wegen einer anderen Pflegschaft auch große Probleme mit Missbrauchsverdächtigungen hatten – was sich zum Glück geklärt hat. Aber dies hat meinem Vater damals sehr zugesetzt. Doch auch da stand meine Schwester, die ERfahrungen in dieser Hinsicht hat, hinter meinen Eltern und besonders hinter meinem Vater.
Das Seminar wird euch sicher ein guter Einstieg für das Denken, Überdenken, Nachdenken, Umdenken, Eindenken… zu dieser Entscheidung sein. Ich wünsch euch alles Gute dafür!! maria
darüber denke ich auch öfters nach. ich mache ähnliches ja auch beruflich, weiß daher um so einige schwierigkeiten mit kindern aus schwierigen verhältnissen…die weg müssen von ihren eltern…aber je mehr tolle menschen sich da einbringen vor allem trotzdem sie eigene kinder haben können…umso besser!
Ja, das hat uns die Dame am Wochenende auch gesagt – dass sie sich immer freuen, wenn junge Menschen sich hierfür interessieren, und dass es auch etwas Besonderes ist, wenn bereits eigene Kinder vorhanden sind.
Ich denke, die meisten Menschen interessieren sich für das Thema, weil sie aus welchen Gründen auch immer keine eigenen Kinder bekommen können. Das ist bei uns ja nicht der Fall, es geht mir wirklich darum, zu helfen und etwas von unserem Glück zu teilen.
Ob ich mit der psychischen Belastung klar käme, weiß ich gar nicht. Ich mache beruflich ja nichts in der Art und muss sagen, dass ich so gut wie nie Kontakt in schwierige Verhältnisse hatte. (Meine eigene Kindheit mal ausgeklammert – aber da ist man ja so und so etwas voreingenommen.) Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und lasse mich manchmal von Kleinigkeiten unheimlich herunterziehen – schaffe ich es da, auch mit größeren Problemen sicher umzugehen?
Ich traue es mir eigentlich schon zu… aber Gewissheit bekommt man vermutlich erst, wenn man selbst dann in der Lage ist.
Wow!! Du überrascht immer wieder auf absolut angenehme Weise 🙂
Ich finde es bemerkenswert und mutig von euch! Bin gespannt wie es bei euch weitergeht und wie ihr euch entscheiden werdet. Aber ich bin mir sicher, dass ein Pflegekind bei euch in den besten Händen wäre!