Alles ist dunkel. Ich liege im warmen Wasser, völlig geschafft vom Tag, und lasse mich treiben. Schließe die Augen, lasse die Gedanken wandern und komme allmählich zur Ruhe. Im Hintergrund läuft leise Musik und ich schwebe schwerelos dahin, durch nichts abgelenkt und langsam ganz konzentriert auf meinen Atem. Ein und aus. Ein und aus. Ein. Aus.
Lege die Hände auf meinen nackten Bauch und fühle, wie die Haut sich spannt. Die Bauchdecke hebt und senkt sich ganz von selbst, und nach einer Weile spüre ich erst sanft und dann immer stärker die Bewegungen unseres Sohnes. So wie ich langsam aber sicher zur Ruhe komme und Entspannung finde, so wacht er auf, wird munter und erkundet seinen winzigen Körper und seine Umgebung.
Ganz still fällt der letzte Rest Anspannung von mir ab und endlich kann ich loslassen, mich voll und ganz auf das kleine Wesen in mir konzentrieren und ihm all die Zeit, Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken, die im Alltag so oft verloren geht.
Mein Zeitgefühl ist verschwunden, ebenso mein Sinn für Orientierung. Ich weiß nicht, in welcher Ecke des großen Beckens ich gerade treibe und es ist auch unwichtig. Wichtig sind nur die Wärme und die Nähe, die Hände auf der Haut, mein Atem und das kleine Wunder, was ich in mir trage.
Und plötzlich ist es da – dieses Gefühl und gleichzeitig die Erinnerung, früher schon einmal genauso empfunden zu haben. Wie ein leiser Stich ins Herz, das Wissen um die Unvermeidbarkeit und gleichzeitig die Angst vor der Veränderung, vor dem Loslassen. Viel zu schnell sind die letzten Monate vergangen, ich brauche mehr Zeit! Ich will Dich noch nicht zur Welt bringen, ich bin noch nicht soweit. Alles soll so bleiben, wie es ist.
Ich bin kurz wie gelähmt, höre auf zu atmen und fühle, wie Anspannung nach meinem Körper greift. Ich wehre mich, will nicht, und alles, was eben noch weich, warm und locker gewesen ist, wird auf einmal kühl und hart. Ich werde klein, wie ein Kiesel, der sich versteckt und habe für einen irrationalen, kurzen Moment den Eindruck, dass alles so bleiben kann, wie es ist, wenn ich nur ausharre.
Doch dann kommt ein neues Gefühl hinzu, und auch hier wieder die Erinnerung an damals, die Zeit vor anderthalb Jahren, als es mir genauso ging. Und damit die Gewissheit, dass alles so gehört. Dass alles sich finden wird, dass Nachgeben der richtige, der einzige Weg ist.
Ich lasse langsam wieder los, finde zurück zur Ruhe und Entspanntheit und erinnere mich, dass in nur sechs Wochen nichts Wunderbares zu Ende, sondern weitergehen wird.
Nur anders. Ab dann mit Dir.
Ohja. Genau so habe ich es auch empfunden.
Und ich finde es wunderbar, wie du in dich hineinhorchen kannst, mit so viel Ruhe und Intensität und weiss, dass du dir das erhalten wirst, ja erhalten hast. Ein bisschen ist es, wenn ich das lese, als wäre ich selbst schwanger und würde mein Kind spüren. Danke dafür!
ach, das ist wieder so schön geschrieben. es ist schön zu lesen und daran teilzuhaben, wie sehr du deine schwangerschaft genießt.
dieses festhalten wollen kenne ich nur von den allerletzten tagen, da erst hat mich die wehmut beschlichen. noch hast du ja ein paar Tage und wochen zum erfreuen.
Es tut gut, diese Zeit bewusst zu erleben, zu genießen… und Abschied davon braucht auch Zeit… manchmal denk ich, es hat einen Grund, warum eine Schwangerschaft 40 Wochen im Durchschnitt dauert… sich vorbereiten auf dieses kleine große Wunder, das da in einem wächst, mit dem man so eins ist… und doch: jeder für sich früher oder später… ich wünsch dir noch schöne letzte Wochen!!!
seufz 🙂 wo ist mein bauch…..
6 Wochen sind genug Zeit für Alles … ganz sicher. (sagt eine die noch nie einen kleinen Menschen in sich hat wachsen erleben dürfen und trotzdem die ganz tiefe Sicherheit hat das die Zeit reift und reicht zum reifen)
Ach ja… *seufz*
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du noch 6 Wochen hast.