Ob sich die kleine Wachtel noch irgendwie daran erinnern kann, im Wasser zur Welt gekommen zu sein?

Jedenfalls fühlt sie sich im Wasser einfach pudelwohl. Sie quietscht vor Freude, rudert mit den Ärmchen, strahlt und probiert aus, was sich mit diesem durchsichtigen Zeug so alles anstellen lässt.

Schon damals beim Babyschwimmen war sie so begeistert von allem. In der allerersten Stunde wollte sie zwar nur auf meinem Arm bleiben und gar keinen Zentimeter von mir fort, aber schon in der nächsten Woche war sie aufgeweckt, offen und furchtbar neugierig auf alles, was um sie herum so geschah. Ich durfte sie auf dem Rücken und auf dem Bauch durchs Wasser ziehen, sie drehen, ihr etwas vorplanschen und wild mit ihr umher tollen. Später stieß sie sich sitzend vom Rand selbst ab ins Wasser, und noch später wollte sie gar nicht mehr von der bunten Rutsche hinunter, und sie schrie laut vor Freude, wenn sie im Wasser eintauchte.

Wenn wir zusammen baden, staunt sie über all den Schaum, greift danach und kichert, wenn er ihr immer wieder entwischt. Sie füllt Wasser in ihre beiden Förmchen und lässt es auf meinen Bauch plätschern. Laut singt sie, während ihre Händchen ins Wasser greifen und sie strahlt, wenn ihre Handflächen auf die Oberfläche knallen und große Tropfen woüberall landen.

So hat es mich dann gestern auch nicht gewundert, dass sie die erste richtige Regenschauer, in die wir gerieten, einfach nur großartig fand. Natürlich fing es in dem Moment an zu schütten – und zwar aus Eimern – als wir eben von der Tagesmutter aus nach Hause aufbrechen wollten. Milena in Matschehose und nagelneuer Regenjacke, ich in Jeansjäckchen und Regenschirm. Und leise schimpfend, weil es wirklich ein Ding der Unmöglichkeit war, den Buggy mit einer Hand zu lenken. So lenkte ich denn mit einer Hand, mit dem anderen Ellbogen, furchtbar krummem Rücken, riesigem Babybauch und einem Schirm, der irgendwo hing, nur nicht dort, wo er hätte schützen sollen. Wir müssen ein komisches Bild abgegeben haben und kassierten den ein oder anderen mitleidigen beziehungsweise amüsierten Blick.

Milenas Laune tat das aber keinen Abbruch. Sie sang vor sich hin, patschte mit den Händchen in die Falten ihrer Jacke, staunte über ihre klitschnassen Schuhe und kicherte, als ihre Haare ebenfalls klitschnass schon an ihrem Kopf klebten. Die Augen die ganze Zeit begeistert aufgerissen, auf jedes Auto zeigend (“Auto! Auto!”) und ganz aufgeregt ob dieses Abenteuers.

Und hätte ich eigentlich gedacht, dass mich das ganze nerven würde, hatte ich auch Spaß daran. Es tat gut, im Freien unterwegs zu sein, trotz nasser Hose, schmerzendem Rücken und der Vorstellung, wie unser Flur wohl gleich aussehen würde. Stattdessen einfach nur spazieren, die Freude der kleinen Wachtel geniessen und die feuchte, abgekühlte Luft atmen.

Es wird wohl wirklich Herbst, und zum ersten Mal in meinem Leben freue ich mich darauf.