Eigentlich wollte ich heute ungetrübt strahlen. Mich ganz einfach freuen, dass genau heute die ersten zwölf Wochen geschafft sind. Dass das Risiko für eine Fehlgeburt nun ganz drastisch gesunken ist. Dass annähernd 100% aller Frauen nun ein gesundes Kind zur Welt bringen werden.

Und freuen, dass es mir so unheimlich gut geht. Dass die Sonne scheint, und dass nun drei wundervolle, beschwerdefreie Monate vor mir liegen, in denen ich mich bücken kann, wann ich es will. Aufstehen kann, ohne Probleme. Drei Monate, in denen ich nicht fünf Mal die Nacht auf’s Klo muss. In denen ich Milena hochheben kann, wann immer ich es möchte. Eine unbeschwerte Zeit ohne hundert Zipperlein.

Ich strahle zwar trotzdem heute, aber nicht ungetrübt. Ein großes Geschwisterkind meiner Tagesmutter hat nämlich die Windpocken, und ich habe nicht die geringste Ahnung, ob ich die auch schon einmal hatte. Und Windpocken in der Schwangerschaft sind wirklich gar keine gute Sache. Morgen gehe ich daher zum Arzt, um durch eine Blutprobe herauszufinden, ob ich immun bin oder nicht. Leider müssen wir wohl bis Freitag auf das Ergebnis warten, und so werde ich, sicher ist schließlich sicher, Milena die ganze Woche nicht mehr zur Tagesmutter bringen.

Das tut mir unheimlich leid für sie, denn sie hat so viel Freude dort. Und das Ganze kostet uns ja auch fast eine ganze Woche Zeit, die wir eigentlich für die Eingewöhnung eingeplant hatten. Aber es nützt ja nichts. Ich mag das Risiko nicht eingehen. Zwar bin ich mir relativ sicher, dass ich als Kind Windpocken hatte – ich habe zwei so kleine Male an Stirn und Schläfe – aber ich kann es nicht sicher sagen.

Und ganz davon abgesehen, muss sich Milena ja auch nicht unbedingt damit anstecken. Wir stehen dem Impfen ja eher skeptisch gegenüber und Windpocken gehören definitiv zu den Krankheiten, gegen die eine Impfung in meinen Augen sinnlos ist. Früher oder später wird die kleine Wachtel also definitiv an Windpocken erkranken – aber mit elf Monaten muss es vielleicht noch nicht sein. Wobei ich mir andererseits hab sagen lassen, dass die Krankheit je glimpflicher verläuft, desto jünger die Kinder sind. Ach verdammt, ich weiß es nicht… Vielleicht soll ich Milena doch morgen zur Tagesmutter bringen? Schließlich gibt es auch noch die Inkubationszeit von mindestens zehn Tagen. Ich habe im Moment nicht wirklich eine Ahnung. Blöd irgendwie.