Heute morgen bin ich zum Frühstück eingeladen. Wir treffen uns zu viert – alles Frauen aus meinem Geburtsvorbereitungskurs. Eine von ihnen hat das Treffen nun organisiert – schon seit Monaten.
Seit einigen Tagen nun weiß ich von der Einladung und überlege, ob ich überhaupt hingehen soll. Losen Kontakt hatte ich zu den Mädels die ganzen Monate seit Milenas Geburt über, daher habe ich einen Eindruck davon, wie sie mit der neuen Situation und ihren Kindern umgehen, und dieser Eindruck sagt in erster Linie: Unsicherheit. (Zumindest bei zweien – die dritte klammere ich mal komplett aus.)
Es ist irgendwie kein Instinkt vorhanden für ein sicheres Umgehen mit den Kindern. Es gibt tausend Fragen, schüchterne Blicke und ahnungsloses Schulterzucken. Sie fragen mich (Mich! – es ist auch mein erstes Kind!) um Rat und schildern mir ihre Schwierigkeiten, die für mich selbst alle kaum der Rede wert waren, als ich vor selbigen stand. Unüberwindbare Hindernisse sind es für sie, und sie sprechen von nichts anderem.
Nicht falsch verstehen – ich verurteile das überhaupt nicht. Ich kann verstehen, dass man nicht in allem ein Bauchgefühl hat, dass man grübelt und sich fragt, wie es wohl richtig wäre zu handeln. Es ist nur das Ausmaß, was mich erstaunt. Jede kleine Kleinigkeit wird zur Wissenschaft gemacht, und wenn ich einwerfe, dass ich es halt einfach so-und-so gemacht hätte, ernte ich überraschte und bewundernde Blicke. Im Ernst.
Und ich spüre, dass sich bei ihnen noch alles ausschließlich um ihr Kind dreht. Da ist noch kein Ich, was wieder erwacht ist.
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Zeit, in der ich nur über Babies und das ganze Drumherum reden wollte, vorbei ist. Natürlich ist es nach wie vor ein Thema, was unglaublich wichtig für mich ist, aber ich habe einfach nicht mehr das Bedürfnis, mich ständig darüber austauschen zu wollen. Das liegt wohl zum einen daran, dass wir im Alltag ziemlich gut angekommen sind. Unser Leben klappt, es gibt keine Probleme. Ich empfinde unsere Tage als wunderschön, leicht und stressfrei.
Zum anderen habe ich auch viele Mütter im Freundeskreis und vor allem in der Nachbarschaft, bei denen ich mir Rat und Hilfe holen kann, wenn es doch einmal nicht klappt. Mein Bedarf an Austausch ist sozusagen gedeckt.
Und ich würde unheimlich gerne einmal wieder über den neuesten Film reden. Oder über Musik. Oder Sport, oder über’s Kochen. Nicht stundenlang über Windeln, Brei und schlaflose Nächte.
Ach, vermutlich rede ich mich hier gerade um Kopf und Kragen und kann gar nicht rüberbringen, was ich eigentlich damit sagen will.
Jedenfalls ist meine Lust, zu dem Treffen zu gehen, nun nicht die größte, aber ich werde wohl trotzdem vorbei schauen. Wer weiß, manchmal wird es ja auch viel besser als man denkt.
Vielleicht, weil die anderen Frauen von sich selbst erwarten, absolut perfekt zu sein und nicht sehen, dass es gar nicht darum geht? Du bist mit dir selbst im Gleichgewicht, was ja auch die Kleine spürt. Unsicherheit spüren sie genauso, denke ich..
Ohja – das spüren die Kleinen sogar sehr, sehr gut! Irgendwie haben sie da sehr sensible Fühler für, und im Handumdrehen überträgt es sich auf sie. Und somit haben diese Mütter dann auch direkt wieder Grund zur Unsicherheit: Selbsterfüllende Prophezeiungen…
Vielleicht haben diese Frauen auch einfach viel zu viele(!) Ratgeber gelesen und können kein “eigenes” Gefühl mehr entwickeln, weil da im Hinterkopf immer die schlauen Ratgeber herum spuken!
Und bei dem Gespür für (Schnee) Unsicherheit, kann ich chaoskatze nur zustimmen, das spüren auch die Kleinen und sind dann ebenso verunsichert.
Ja, meistens werden Treffen (auf die man vorher keine große Lust hat) doch irgendwie ganz nett. 🙂 Und vielleicht haben die Damen sich ja auch schon etwas mehr Sicherheit bei ihren Problemchen verschafft? Wenn du jedenfalls hingehen solltest, wünsche ich viel Spass!
Ja, mit den ganzen Ratgebern hast Du recht. Man wird aber auch wirklich erschlagen von Informationsquellen – gerade das Internet bietet ja eine Fülle von mehr oder weniger sinnigen Tipps und Ratschlägen.
Und ich kann mir auch ehrlich vorstellen, dass man sich an alles klammert, was man zu lesen bekommt, wenn man eben nicht genug Austausch im realen Leben hat. Ich habe gut reden – ich habe einige Freundinnen und lebe in einer mehr als kinderreichen Nachbarschaft. Da gibt es genug Frauen, mit denen man quaken und tüfteln kann. Alleine aber, in einer Siedlung ohne Kinder, mit kaum Kontakt nach außen, stelle ich es mir sehr schwer vor.
Ich habe also wirklich Verständnis für die zwei Mädels. Meins ist es nur einfach nicht.
Ich glaub, ich bin genauso eine – zumindest im Moment. Und ich fühle mich reichlich wohl dabei. Allerdings wird die Zeit kommen, da bin ich mir sicher, wo ich auch wieder mehr über den Tellerrand hinauskucke. Derzeit aber ist das Baby einfach so Mittelpunkt meines Universums, dass ich nix anderes sehe und sehen möchte. Hmmm… und unsicher bin ich auch oft genug, das kannst du ja fast täglich bei mir lesen.
Ich finde es toll, dass du es versucht und den anderen eine Chance gegeben hast. Und wenns das nun eben nicht ist, dann ist es eben so. Und wenn ich jetzt noch nicht auf der schwarzen Liste stehe, schreibe ich dir gleich mal ne Mail 😉
Ganz liebe Grüsse, Frau Blümel
Ich bin sicher, “so eine” bist Du nicht! 🙂
Ich meine ja nicht Unsicherheit an sich. Klar, die hab ich auch, immer wieder mal. Aber eben nicht ständig und nicht in Dingen wie “Soll ich meinem Kind einen gelben oder einen grünen Strampler anziehen? Ogottogottogott! *panik*”
Und solche Dinge habe ich heute echt zu Hauf zu hören bekommen. Dinge, die so banal sind, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand da so eine Wissenschaft draus macht.
Aber ich bin den beiden ja nicht böse – jeder nach seiner Facon, und wenn die beiden da auf einer Wellenlänge liegen, freue ich mich, dass sie sich gefunden haben und austauschen können. Für mich ist es einfach nichts (mehr).
Und zum Tellerrand:
Unsere Tochter ist fast ein halbes Jahr älter als Dein Sohn – glaub mir, vor einem halben Jahr hat sich bei mir alles, aber auch wirklich alles, bis ins letzte Detail, nur um die kleine Wachtel gedreht. Sie ist zwar heute mit René immernoch Mittelpunkt meines Lebens, aber ich merke halt auch, dass ich mich wieder anderen Dingen zuwenden kann. Muss. (Das Stricken zum Beispiel – als Milena drei Monate alt war, hätte ich überhaupt keine Zeit dazu gehabt. Mit der Gelegenheit kommt die Lust.)
Liebe Grüße zurück! 🙂